Löbauer Berg, Bürgermeister-Mücklich-Weg - Bürgermeister-Mücklich-Gedenkstein.
Der Verein Garnison Löbau e.V. legt am Gedenkstein ein Blumengesteck nieder.
Foto: Verein
Dieser Gedenkstein wurde errichtet zur Erinnerung an den am 22. Mai 1912 an dieser Stelle
verstorbenen Bürgermeister Otto Mücklich.
Zum Tag des offenen Denkmals 2006 erhielt der Gedenkstein eine neue Plakette.

 

Bürgermeister Carl Otto Mücklich,
Amtszeit: 1890 –1912
Seinem Einsatz hat die Stadt Löbau zum Beispiel den Siegeshain mitsamt der Siegessäule, den Honigbrunnen oder den Neubau der II. Bürgerschule (Pestalozzischule) zu verdanken. Er hat sich auch maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Stadt 1913/14 eine Garnison erhält.

Bürgermeister Mücklich wohnte u.a. in
Löbau,
Bismarckstraße 3
Quelle: Sammlung Holger Zöllner
 

Geschichte des Bürgermeister-Mücklich-Gedenksteines
Es war ein schwüler, gewitterschwangerer Tag. Immer wieder zogen sich Wolken, ohne jedoch die Stadt mit ihrem Regenguss zu erreichen, drohend am Firmament zusammen und dumpfes Donnergrollen schien den Löbauern bereits aus der Ferne ein schweres Ungemach vorhersagen zu wollen.

Daran hatte sich auch am Nachmittag jenes 22. Mai 1912 nichts geändert, als sich 16 Herren Stadträte sowie Stadtverordnete gegen 4 Uhr nachmittags an der Mittelmühl-Brücke langsam zusammenfanden, um gemeinsam mit ihrem Bürgermeister, Carl Ernst Otto Mücklich, an die Ostseite ihres Hausberges zu wandern. Es war freilich kein Betriebsausflug, der die illustere Männerrunde an diesem Mittwoch zu dieser Landpartie veranlasste, sondern es ging um einen Gebietsaustausch zwischen dem Rittergut Wendisch-Paulsdorf und der Stadtgemeinde Löbau, dem die Vertreter der Kommune nach einer Vorortbesichtigung zustimmen sollten - oder eben auch nicht.

In alter Vertrautheit begrüßten sich die Herren fröhlich scherzend und anschließend ging´s ab durch den Siegeshain, über das Viereckige Rundteil zum Goetheweg, vorbei am gleichnamigen Gedenkstein und dann, allen voran kräftig ausschreitend der Bürgermeister, entlang des Rinnelbrunnenweges bis genau zu dieser Stelle am Osthang des Löbauer Berges, von der aus man das betreffende Gelände bis nach Bischdorf gut einsehen kann.

Die Männer folgten ihrem Stadtoberhaupt gern, denn er hat sich in den 22 Jahren seiner Amtszeit große Achtung bei ihnen und in der Bevölkerung erarbeitet. Sie haben zwar, seit sie ihn im Januar 1890 zum Bürgermeister gewählt hatten, manchen Kampf mit ihm ausgefochten, aber er hat sich immer zum Wohle der Stadt und gegen so manche Kleingeisterei durchgesetzt. Das müssen auch einige von ihnen heute selbstkritisch eingestehen.

Seinem Einsatz haben sie zum Beispiel den Siegeshain mitsamt der Siegessäule, den Honigbrunnen oder den Neubau der neuen Bürgerschule (Pestalozzischule) zu verdanken. Er hat sich auch maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Stadt in Kürze eine Garnison erhalten wird. Erst heute Vormittag war der Kommandeur des Freiberger Jägerbataillons, das ab 1914 hier garnisonieren soll, bei ihm zu Gast, um Details zum Kasernenbau zu besprechen. Mücklich arbeitete auch, immer auf das Vorwärtskommen der Stadt bedacht, aktiv in verschiedenen Kommissionen und Ausschüssen mit.

Kurz: Ihm hatten sie es wesentlich mit zu verdanken, dass Löbau ein stolz wachsendes und blühendes Gemeinwesen war, in dem das Wort Arbeitslosigkeit oder Armut fast als Fremdwort durchging, in dem sich die Menschen wohl fühlten, in dem sie gern lebten.

Und obwohl er als gebürtiger Königsbrücker und gelernter Rechtswissenschaftler gar kein Einheimischer war, wohnte in dem jetzt 61jährigen Mücklich doch längst ein Löbauer Herz, ein Herz, dass voll und ganz im Takt seiner Stadt und für deren Bürger schlug.

Am Zielpunkt ihrer Exkursion angekommen - es mochte inzwischen etwa 5 Uhr geworden sein - gruppierten sich die Herren im Halbkreis um ihren Bürgermeister, der jetzt, mit der Waldkarte in der Hand, den vorgesehenen Arealaustausch erläuterte und wärmstens zur Annahme empfahl.

Doch auf einmal, ganz unerwartet, wurde ihm übel. Er wankte und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, sodass ihn der direkt neben ihm stehende Revierförster Halang auffangen musste. Die Männer glaubten erst an ein Unwohlsein und suchten Wasser, um ihn wieder ins Bewusstsein zu holen. Panisch rannte gleichzeitig der Stadtverordnete Staudinger den Weg hinauf zum Honigbrunnen, damit er Hilfe vom einzigen in der Nähe verfügbaren Telefon herbei rufen konnte.

Bald jedoch merkten die Anwesenden, dass hier offenbar jeder ärztliche Beistand zu spät kommen würde – ihr geliebter Bürgermeister war soeben, infolge eines Schlaganfalls, an Ort und Stelle verstorben.

Tief bewegt, einige den Tränen nahe, betteten sie ihn auf den Waldboden und nahmen stumm Abschied. Bis in die Nacht hinein lag er noch hier, dann holte ihn ein Leichenwagen heim in die Stadt. Die Wege sowie der Waldboden waren inzwischen stark aufgeweicht, denn das Gewitter hatte nun endlich doch, so als wolle es das furchtbare Orakel im finalen Akt lautstark bestätigen, die Gegend krachend, mit strömendem Regen und zuckenden Blitzen erreicht.

Nur langsam drang die Todesnachricht am folgenden Tag durch Löbauer Straßen und Häuser. Die Menschen wollten die Botschaft kaum glauben, setzten in tiefer Trauer die Fahnen auf Halbmast und verabschiedeten sich innig ergriffen von Mücklich. Sie verabschiedeten sich, ohne es zu wissen, aber nicht nur von einem Bürgermeister, sondern einer ganzen Ära glücklicher Tage, denn die nächsten Jahre sollten weiß Gott nichts Gutes mit sich bringen …

Bis heute erinnern sich die Löbauer ihres verstorbenen Bürgermeisters und wandern hin und wieder zu seinem Gedenkstein, an genau die Stelle, wo er am 22. Mai 1912 so plötzlich verstarb.

Arnd Krenz

 

Standort des Mücklich-Gedenksteines - siehe Wanderkarte Löbauer Berg, Pos. 11

 

Marcel Reichardt fotografierte den Bürgermeister-Mücklich-Stein am 18. April 2012

 

Die alte Plakette vor dem Austausch