Löbau, Alter Friedhof -
Kriegerdenkmal, errichtet 1868,
für die gefallenen Krieger aus Sachsen, Preußen und
Österreich aus dem Krieg 1866.
Inschrift :
Dem Andenken der im Feldzuge 1866 verwundeten und zu Löbau verstorbenen
Krieger.
- Die Erde ist überall des HERRN -
Foto: Eckhard Storch, 26.10.2022 |
Ein Denkmal soll
errichtet werden, für die hier beerdigten sächsischen, preußischen und
österreichischen Krieger aus dem Krieg 1866 Die Unterzeichner:
Staatsanwalt Cubasch, Major von Einsiedel, Bezirks-Gerichts-Direktor
Gareis,
G.-Amtmann von Gottschalck, Bürgermeister Hartmann, Kaufmann Scholze
(Firma Reichel & Scholze), Amtshauptmann von Thielau, P.P. Würkert.
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Arnd Krenz:
Vergessene Steine - aufregende Geschichte.
Von vielen Passanten heute unbeachtet, steht ein unscheinbarer Gedenkstein auf
dem Alten Friedhof in Löbau. Er erinnert an die Ereignisse und Opfer eines leidvollen Sommers
1866.
Mit gespielter Entrüstung verließ am 14.Juni 1866 der preußische Gesandte
den Sitzungssaal des Deutschen Bundestages in Frankfurt am Main und erklärte kurzerhand das bisherige
Bundesverhältnis für gelöst. Soeben wurde hier der Antrag Österreichs auf
Mobilisierung des gemeinsamen Heeres gegen Preußen angenommen. Für das Votum stimmte als
Verbündeter des Österreichischen Kaisers auch Sachsen. Im Hintergrund jedoch hatte bereits
Bismarck seine Fäden gesponnen. Geschickt nutzte er den Streit mit der Donaumonarchie wegen Schleswig und
Holstein, um Österreich gewaltsam aus einem zukünftigen Einheitsstaat herauszudrängen.
Längst vorbereitet, erklärte Preußen den Österreichern den Krieg und setzte
unverzüglich seine Truppen in Marsch. Die Entscheidung über ein Deutsches
Reich mußte nunmehr auf den
Schlachtfeldern in Böhmen fallen, wo sich insgesamt 475.000 Österreicher
und 302.000 Preußen mit jeweils ihren Verbündeten gegenüberstehen sollten.
Ohne Vorbereitung begann auch für die
Stadt Löbau ein „heißer“ Sommer. Erstes Ungemach entstand allerdings
durch die nach Böhmen abrückenden eigenen Truppen, als ebendiese Gleise auf dem Bahnhof und
optisch Telegrafenmasten entlang der Eisenbahn zerstörten. Im Laufe des 16.Juni verschwanden
dann alle sächsischen Soldaten mitsamt ihrem König aus dem Lande und überließen die Oberlausitz quasi
schutzlos dem „Feind“. Der kam schon einen Tag später in Form des
6. Thüringischen Ulanenregiments und des Füsilier Bataillons des 4.Thüringischen Infanterieregiments
unter Major von Totow angerückt. Die Stadt, damals kaum mehr als 450
Häuser zählend, hatte in den nächsten Tagen unter einer immens drückenden
Einquartierungslast ständig nachrückender preußischer Truppen zu leiden. Täglich mußten oft mehr als
1000 Mann verpflegt werden. Feindseligkeiten blieben aber weitestgehend aus. So stellte der
General der Cavallerie, Karl Friedrich Prinz von Preußen, in einer Bekanntmachung vom 16.Juni an die
Bewohner der Sächsischen Lausitz klar: „Wir führen nicht den Krieg gegen das Land und die Bewohner von
Sachsen, sondern gegen die Regierung, welche uns denselben ... aufgedrungen
hat.“ „Bewohner der Lausitz! Kommt uns daher mit Vertrauen entgegen und seid
überzeugt, daß meine Soldaten durch Wohlwollen und strenge Manneszucht dem Lande die Lasten des Krieges
möglichst erleichtern werden.“ Requisitionen, Schäden durch den
Militärbetrieb und finanzielle Belastungen der Bevölkerung waren dennoch enorm und durch die Bürger
allein kaum zu tragen. Trotzdem engagierten sie sich mit den Preußen so gut es ging. Für diese war Löbau, auf
halbem Wege zwischen Böhmen und Berlin gelegen, nunmehr strategisch
wichtiges Hinterland. Sie richteten ein Königlich Preußisches Etappen- Kommando, eine Telegrafenstation und
ein Truppenmagazin (im Gewandhaus) ein. Die Stadtväter unterhielten
außerdem ein extra Proviantmagazin mit Schlachthaus, in dem Freiwillige (erkennbar an einer rot-weißen
Schleife) arbeiteten. Und damit der Durst möglichst vieler Soldatenkehlen
gestillt werden konnte, erhielt jeder Bürger ab sofort die Möglichkeit, für
die Zeit des Krieges eine
Bierausschankkonzession beim Rat zu beantragen.
Die hohe Zahl zu erwartender Verluste machte Vorsorge notwendig. Deshalb nahm in Löbau ein schweres
Feldlazarett eines Armeekorps seine Arbeit auf. Zur Versorgung Verwundeter diente das Armenhaus
gegenüber dem Friedhof (heute Gelände Aussiedlerheim) und ein Lazarett für Kranke war in der
„Scharfschen Fabrik“, auch „Scharfsche Bleiche“ genannt (heute Gelände Lausitzer Granit),
untergebracht. Direkt auf dem Bahnhof richteten die Preußen zusätzlich eine
Verbandstation ein und unterhalb des Bahnhofs baute die Stadt Löbau später
noch ein Cholerahaus.
Ende Juni 1866 wurde es wieder ruhiger in der Stadt, denn die Truppen formierten sich nach und nach in
Böhmen zum Entscheidungsschlag. Am 29.Juni schließlich fielen in mörderischen Schlachten bei Gitschin
und am 03.Juli bei Sadowa und Könggrätz die blutigen Würfel – die
Österreicher waren der Auflösung nahe, die Preußen hatten gewonnen!
Bismarck erlangte seine Befriedigung – der Weg zum Norddeutschen Bund war
frei. Einziger „Wermutstropfen“: 44.000 Männer bezahlten diese Entscheidung mit ihrem Leben.
Stark angeschlagen marschierten die Truppen in den folgenden zwei Monaten wieder Retour in die
rückwärtigen Gebiete und Heimatgarnisonen. Zug um Zug passierten
Gefangenen und
Verwundetentransporte den Löbauer Bahnhof. Die Geschundenen erhielten Beköstigung, Beistand und
medizinische Betreuung. Wie vorher füllten sich die Quartiere im Ort mit
Soldaten. Diesmal allerdings, zum „Glück“ für die Hausbewohner, oft nur
mit halber Kompaniestärke.
Hoher Besuch langte am 04.August 15.20 Uhr mit dem König von Preußen auf dem Bahnhof an, den Teile des
Stadtrates und der Stadtverordneten schon aufgeregt am Bahnsteig erwarteten. Bürgermeister Hartmann
begüßte Se. Majestät, sagte „alleruntertänigsten Dank der Stadt für
die ihr zu Teil gewordene Schonung“ und lobte die „meisterhafte Haltung der
Truppen und Humanität des Herrn Kommandanten“. Huldvoll dankte der Sieger von Königgrätz und
entschwand nach 10 Minuten in Richtung Görlitz. Zurück blieb eine sorgenvolle Stadt
nebst einem prall gefüllten Lazarett mit zum Teil schwer verwundeten Soldaten
beider Kriegsparteien, die jetzt friedlich Bett an Bett ihre Wunden auskurieren mußten.
Doch trotz der immensen Lasten – die Stadt hatte allein an
Einquartierungs- und
Verpflegungskosten rund 32 000(!) Taler verauslagt – zeigten sich die Löbauer solidarisch. Sie gründeten am
6.Juli im Wettiner Hof einen Zweigverein zur Pflege verwundeter und kranker Soldaten, um dem, wie sie
selbst meinten, „schuldlosen einzelnen Soldaten“ zu helfen. Zahlreiche
Geld-und Sachspenden wie Verbandmaterial, Brot aber auch Rotwein und Zigarren,
wurden nach Aufrufen des Vereins an den Annahmestellen im Rathaus und in der Apotheke abgegeben. Darüber
hinaus halfen viele Freiwillige, wie z.B. der Löbauer Wund- und Geburtsarzt Dr. Biesold, Tag und
Nacht aufopferungsvoll in der Verbandstation und im Lazarett, das Leid der Betroffenen zu lindern.
Im hiesigen Militärlazarett verstorbene Soldaten bestattete man, fern ihrer
Heimat und meist ohne Wissen der nächsten Angehörigen, unter mitfühlender Anteilnahme der Löbauer
Bevölkerung. Die zur Erinnerung an diese Menschen von den Löbauern errichtete Gedenksäule steht heute -
zwar auf anderem Sockel und an anderer Stelle – immer noch auf dem Alten Friedhof.
Durch unsachgemäßen Umgang und offensichtlich übermütige Zerstörungslust bietet dieses Denkmal
gegenwärtig leider einen unwürdigen Anblick. Es erinnert dennoch an Soldaten wie Rudolf Sommer aus
Wien oder August Christoph Ehrlich aus Saalfeld, die hier ihren
Verwundungen erlagen, in einem für die deutsche Geschichte so entscheidenden und opferreichen
Sommer 1866.
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Sterbedatum
Name |
Wohnort |
Art der Verletzung |
09.07.66 |
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Wilhelm Klein |
Rößer bei Königsberg |
Schußwunde |
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18.07.66 |
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Leopold Mayerhofer |
Schaueramt Bez.
Gamniz |
Amputation rechter
Arm |
Wenzel Walter |
Könnend, Comitat
Eisenberg, Nieder-Ungarn |
Schußwunde |
Rudolf Sommer |
Wien |
Verwundung |
Friedrich Rust |
Maschinenfabrikant
Halle/S |
Schußwunde |
|
19.07.66 |
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Stephan Kiesch |
Ungarn |
Amputation |
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20.07.66 |
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Eduard Grüner |
Euba b. Zwickau |
Verwundung |
Simon Pinkas |
Weichsel in
Österreich |
Verletzung des
Rückenmarks |
Ignatz Kühnel |
Zöllnitz,
Österreich |
Lungenwunde |
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22.07.66 |
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Alexander Gade |
Armand, Ungarn |
Blutauflösung |
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23.07.66 |
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Soldat Alexander
Podgorsky |
Österreich |
Pyaemie
(Blutvergiftung) |
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24.07.66 |
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Stephan Bends (29J.) |
Österreich |
Pyaemie |
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26.07.66 |
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Soldat Wenzel Knorre |
Biela b. Tetschen |
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Jacob Schmoniovsky |
Salischeki in
Galizien |
Blutauflösung |
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27.07.66 |
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Theodor Booms |
Gritabusch,
Reg. Bez. Düsseldorf |
Blutauflösung |
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28.07.66 |
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Uffz. Alois Angler |
Wien |
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29.07.66 |
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Aug. Christoph Ehrlich |
Saalfeld |
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01.08.66 |
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Vicecorporal
Rochus Bölzelbauer |
Österreich |
Schußwunde |
Kp.-Führer Joseph Bacher |
Mistelbach,
Österreich |
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03.08.66 |
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Soldat Ginrin Ambrojo |
Mestra, Italien |
Pyaemie |
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09.08.66 |
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Land–Wehrmann
Friedrich August Mandel |
Berlin |
Gehirnschlag |
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20.08.66 |
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Reinisch, Stephan
K. S. Armee, Brigade Kronprinz |
Neuleutersdorf |
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