Löbau - Sühnekreuz an
der Clara-Zetkin-Straße/Laubaner Straße. Siehe auch: |
Löbau - Sühnekreuz am
Ebersdorfer Weg. |
Sühnekreuze geben einen Hinweis auf ein Verbrechen, auf einen Totschlag, wenn man den Täter gefaßt hatte. In dieser mittelalterlichen Zeit, als vielerorts noch das Recht des Stärkeren galt und die Messer lockerer saßen, glaubte man, daß die Seele des Erschlagenen keine Ruhe finden würde, daß sie als Irrlicht oder Gespenst solange herumirren würde, bis eine Bestrafung des Täters erfolgt sei und bestimmte Auflagen erfüllt seien. Die Partei des Täters wie des Opfers einigte sich - oft über dem Grab des Erschlagenen - auf eine weltliche und vor allem kirchliche Buße, die auch zur „Entsühnung" des Täters und zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft führen sollten. Die weltliche Buße bestand aus genauen Hinweisen auf eine materielle Entschädigung für die Witwe oder deren Kinder als Wiedergutmachung, vor allem aber auch aus dem eigenhändigen Schlagen eines solchen „Sühnekreuzes" aus einem schweren Natursteinbrocken. Die kirchliche Buße umfaßte beträchtliche Auflagen, um die Seelenruhe des Getöteten sicherzustellen. Zunächst mußte das „Seelgerät" ausgehandelt werden. Es umfaßte -je nach sozialem Stand des Getöteten- eine bestimmte Zahl von Seelenmessen mit genauer Angabe der Zahl der Priester oder der zu brennenden Kerzen, schließlich wurde noch eine Wallfahrt gefordert, die meist nach Einsiedeln, Aachen oder auch Santiago de Compostela führten konnte. Kehrte der Pilger nach längerer Zeit zurück, war meist „Gras über die Sache gewachsen", und er galt in seinem Umfeld als entsühnt. Daß die „Sühnekreuze" nie den Namen des Steinmetzen tragen, ist sehr verständlich. Manchmal allerdings geben sie einen Hinweis auf den Erschlagenen, indem ein Pflug oder ein Rebmesser darauf abgebildet wird. Natürlich rankten sich im Laufe der Jahre viele Legenden und Spukgeschichten um solche Steinkreuze, um Mitternacht treibe der Teufel hier noch immer sein Unwesen. Man schrieb diesen Kreuzen deswegen oft eine magische Bedeutung zu. Oft schabte man daran und mischte abergläubisch ein wenig vom Steinmehl unter die Speisen, um bestimmte Krankheiten zu heilen, eine Tatsache, die uns „aufgeklärten" Zeitgenossen heute eben „mittelalterlich" erscheint. Hermann Althaus, Historiker und Studiendirektor i.R.,Kirchzarten. |