Löbau, ev. Friedhof - Gräberfeld für die Gefallenen des I. Weltkriegs 1914-18
Fotos: Juni 2005

 
Einweihung der Kriegsgräberanlage
auf dem Neuen Friedhof am 1. September 1917

Eine kurze, aber würdige, eindrucksvolle Feier fand auf dem neuen Friedhof am Sonnabend nachm. nach 5 Uhr  bei verhältnismäßig recht gutem Wetter statt.
Sie galt der Weihe eines den verstorbenen und in Löbau beerdigten Soldaten vorbehaltenen Teiles inmitten des Friedhofes, der mit seinem nördlichen Teil unmittelbar an den mitten durch den Friedhof führenden Hauptgang grenzt.
Wohl die meisten Friedhofsbesucher müssen also an den Gräbern der Tapferen, der an ihren Wunden und Krankheit  Verstorbenen, und an der langen Reihe - schon jetzt sind es 28 - der in warmem rötlichen Ton (Rochlitzer Porphyr) gehaltenen  gleichartigen Steinkreuze vorüber.
Groß war die Zahl derer, welche sich zu dieser Weihefeier eingefunden hatten: Vom Kgl. Reservelazarett zahlreiche Aerzte, Beamte und Verwundete, von  der Löbauer Kriegsgarnison der Kommandeur des Bezirks-Kommandos Herr Oberstleutnant Serre mit mehreren Herren Offizieren und einer Abordnung  Mannschaften, die drei Militärvereine mit Fahnen und Gewehrabteilung, der Kirchenvorstand, Vertreter der städtischen Verwaltung, Angehörige von Kriegern, die den Tod fürs Vaterland erlitten haben. Auch zahlreiche andere Gemeindemitglieder hatten sich dem dichten Weiheteilnehmerkreis eingefügt, der die doch schon recht stattliche Reihe der mit Herbstblumen schön geschmückten Soldatengräber umschloß. Mit dem "Morgenrot, Morgenrot, leuchtest usw.", zart vorgetragen von der Bataillonskapelle, 
leitete die Feier ein. Dann sang der Bataillonschor "Die Grabesruhe" von Kloß und unmittelbar darauf hielt Pastor Primarius 
Wallenstein die inhaltsreiche Weiheansprache, welche unsern ersten Geistlichen wiederum als ausgezeichneteten Reder erkennen ließ, als der er auch in weitem Kreise bekannt ist. Im Laufe der letzten drei Jahre sind die 28 Krieger hier beerdigt worden. Die meisten entstammen wohl dem Lazarett. Weitere werden folgen, leider, als Opfer für den Kampf um die Heimat.
Das Motto "Sei getreu bis in den Tod" durchzog die ganze Rede, an deren Schluß sich Herr Primarius Wallenstein noch gegen die Mießmacher und Befürworter des "Friedens um jeden Preis" wendete. Als die Weiheworte und der Segen mit dem Vaterunser verklungen waren, trugen die Sänger den "Gottesacker", "Wie sie so sanft ruh´n" mit ergreifender Wirkung vor. Den Schluß der wirkungsvollen Feier bildeten eine kurze Ansprache des Herrn Oberstleutnant Serre, der zum Durchhalten, zur Treue für Kaiser und Heimat ermahnte und darauf hinwies, daß nur mit dem Schwert in der Hand ein Sieg und ehrenvoller Frieden erreicht werden könne. 
Mit dem Vortrag des Niederländischen Dankgebetes durch die Bataillonskapelle erreichte die Weihe auf dem Friedhof nach halbstündiger Dauer ihr Ende.
 
Quelle:Sächsischen  Postillon, 4. September 1917