SAGE: Der Kampf nach dem Tode. Mitgeth. v. H.
Oberlehrer Scholz in Bautzen.
Eine Stunde östlich von Löbau
befindet sich das Dorf Herwigsdorf, an dessen Kirche sich folgende Sage
knüpft. Vor vielen Jahren lebten hier der Ortspfarrer und der
Rittergutsbesitzer nicht in bestem Einvernehmen. Beider gegenseitige
Abneigung wuchs von Jahr zu Jahre und an eine Versöhnung war nicht zu
denken. Als der Gutsherr starb, versagte der Pfarrer ihm die Begleitung
zur Ruhestätte und ließ seinen nachbarlichen Amtsbruder die verordneten
Amtshandlungen verrichten. Der Ortspfarrer verstarb auch und wurde vor
seiner Beisetzung die letzte Nacht auf dem Paradebette in der Kirche
ausgestellt. Die Kirchväter hatten die Ehrenwache zu übernehmen. Gegen
Mitternacht waren sie in ihren Ständen eingenickt und erwachten fast
gleichzeitig auf ein gewaltiges Gepolter, das von der herrschaftlichen
Loge kam. Die Kirche war finster und eilend verließen sie das Haus. Auf
dem Kirchhofe angelangt, hörten sie, daß in dem Innern der Kirche ein
Kampf, wie auf Leben und Tod, gekämpft würde. Ihr Haar sträubte sich
empor, doch als Alles wieder ruhig geworden war, wagten sie es, die Thüre
zu öffnen und nach dem Pfarrer zu blicken. Da sahen sie Alles in Ordnung.
Die Kerzen auf den Armleuchtern brannten hellleuchtend, der Pfarrer lag
auf seinem Todtenlager und nur die große Perücke zeigte sich bei näherer
Betrachtung etwas verschoben.
Quelle: Wikisource - Der Sagenschatz des
Königreichs Sachsen |
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mehr über die Herwigsdorfer Kirche > siehe
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Foto: P. Emrich, 26. 09. 2007 |
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