Hochkirch - Blutgasse

Hochkirch, Blutgasse - Ansichtskarte, 1909

Hochkirch - die Blutgasse erinnert an die Schlacht der Preußen  gegen die Österreicher im Jahre 1758, die hier stattfand und 17000 Tote forderte.

Hochkirch. Die Blutgasse -
Ansichtskarte, 1943
Verlag E. Wagner Söhne, Zittau

Blutgasse - bis in Höhe des Kreuzes soll das Blut nach der Schlacht geflossen sein
Die Bronzestatue des Generalfeldmarschall Jakob von Keith auf dem 
Berliner Zietenplatz (DDR-Zeit: Ernst-Thälmann-Platz)
Foto: Rüdiger Bayer, 24.09.2009
 

Rüdiger Bayer berichtet:
Vor meinem Urlaub wurde ich von der Schadowgesellschaft nach Berlin eingeladen, denn diese 
Gesellschaft hatte mit hohem Aufwand (300 000 Euro) 4 Bronzestatuen, zu diesen gehörte auch Keith, aus Depots geholt und restaurieren lassen. Die Statuen wurden auf dem alten Wilhelmsplatz, heute Zietenplatz, wieder aufgestellt. Es war eine sehr feierliche Enthüllung. Diese Statuen sind eine 
wertvolle Ergänzung zum Reiterstandbild auf der Friedrichstraße (Friedrich der Große).

Anmerkung: Die Bronzefiguren der Generäle wurden hier 1800 aufgestellt, die Rote Armee entfernte sie.

 


Das Jacob-von-Keith-Denkmal in der Kirche zu Hochkirch
Die lateinische Inschrift lautet übersetzt:
Gewidmet dem Andenken Jakob Keiths, 
dem Sohne des Grafen Wilhelm, 
Erbmarschall im Königreich Schottland, 
und der Maria Drummond; dem Feld-
marschall Friedrichs, des Königs von Preußen; 
dem Manne von einfach-reinen Sitten und 
leuchtender Tapferkeit, welcher in der Schlacht 
unfern von hier die wankenden Reihen seiner 
Soldaten nach eigenem Plan und in eigner 
Person, durch Zuruf und Beispiel wieder 
ordnete und kämpfend, wie es Helden ziemt, 
am 14. Oktober 1758 fiel.
C.A. Kubitz, Pfarrer in Hochkirch 1902
Denkmal des General-Feldmarschalls Jakob Keith in der Kirche zu Hochkirch
Quelle: 001
 
Der neue Keith-Gedenkstein an der Blutgasse
14. Oktober 2008, 18.00 Uhr:
Enthüllung des Gedenksteines durch Bürgermeister Norbert Wolf und den Initiator des Gedenksteines Herrn Rüdiger Bayer und Kranzniederlegung

Der Gedenkstein steht an der Mauer der Blutgasse.
Gedenkveranstaltung  - 250 Jahre Schlacht bei Hochkirch 
Fotos: Rüdiger Bayer

 

L A U D A T I O

zur Enthüllung des Keithgedenksteines anlässlich des 250. Todestages des Generalfeldmarschalls Jakob von Keith, gefallen am 14.Oktober 1758 in Hochkirch

vorgetragen von Herrn Rüdiger Bayer

Wir gedenken heute eines großen Mannes, der vor 250 Jahrensein Leben für das preußische Königreich hingeben musste. James Francis Edward Keith entstammte einer Familie, mächtig und hochangesehen in Schottland. Jakob und sein Bruder George Keith kämpften für die Unabhängigkeit ihres Vaterlandes. Die Freiheitsliebe dieser 2 Schotten musste mit der Flucht vor den Henkern und mit der Verarmung des gesamten Keith - Clans bezahlt werden.
Schottland, Frankreich, Spanien, Russland, die Türkei, Schweden und Deutschland waren der Schauplatz von Jakobs an Taten und Kämpfen reichen Lebens.
Wir schreiben das Jahr 1758 und wir sind in der Mitte des
Monats Oktober. Ein nasskalter Herbsttag geht zur Neige. Soldaten und Offiziere beziehen ihr Quartier im Feldlager in und um Hochkirch. Zu fortgeschrittener Stunde begibt sich General Keith nach Pommritz, um sein Nachtlager aufzusuchen. Sein Zimmer ist klein und bescheiden, schwach erhellt durch eine Öllampe. Trotz des schwachen Lichtscheines ist von außen der Schatten eines in Gedanken versunkenen Mannes zu erkennen. Was mag wohl im Kopf dieses Mannes für Unruhe gesorgt haben? Es ist nicht schwer, die Gedankengänge dieses sorgenvollen Mannes zu erraten. Gibt es auf die Frage, warum hat der Preußenkönig sein Heerlager so ungeschützt positioniert, eine plausible Antwort? War es eine unbewusste Fehlentscheidung des Monarchen, oder die grenzenlose Überschätzung der Schlagkraft des preußischen Heeres?
So wie einige andere hohe Offiziere, warnte auch der General den
König mit den eindringlichen Worten:

"Sire, wenn die Österreicher uns hier ruhig lagern lassen, verdienen sie alle gehenkt zu werden!"

Die Antwort des Königs ist uns bekannt. Konnten nicht nur 2 Hoffnungen in der Gedankenwelt des Feldherrn Platz gefunden haben? Entweder Dauns Unentschlossenheit kommt zum Tragen oder der Herrgott hält schützend seine Hand über uns.
Die Nacht war kurz und ein böses Erwachen folgte kurze Zeit nach dem bekannten 5-Uhr-Gongschlag der Hochkircher Kirche.
Lassen wir an dieser Stelle einen der bekanntesten deutschen
Schriftsteller , Theodor Fontane, über Keith sprechen:

Es gab nur eine Truppe

Damals von gutem Ruf,

Das war die glänzende Truppe,

Die Friedrich um sich schuf,

Es suchte sein Theater

Talente weit und breit,

Und siehe, gewinnen tat er

Auch dich auf Lebenszeit

Da kam, von Tod und Wetter,

Von Hochkirch jene Nacht,

Du musstest auf die Bretter,

O Keith , eh`du’s gedacht,

Das gab kein sichres Spielen,

Nur Wirrwarr und Geschrei,

Und wenn Stichworte fielen,

War’s vollends erst vorbei.

 

An dieser Stelle könnten noch viele Dichter, Geschichtsschreiber, Berichterstatter und Zeitzeugen über Keith zu Wort kommen. In Geschichtsdokumenten ist heute die Popularität dieses Feldherrn unübersehbar. General Keith gehörte zu den am meisten verehrten und geachteten Persönlichkeiten, die Friedrich den Großen in Friedens- sowie in Kriegszeiten umgaben.
Friedrich der Große brachte seine Wertschätzung
gegenüber
Keith in einer
poetischen Epistel wie folgt zum Ausdruck:

"Das war ein Mann, sanft im Umgang, reich an Tugenden, Sitten und Berufskenntnissen, welcher mit der größten Höflichkeit kriegerischen Heldenmut vereinigte."

Sein geliebter Bruder sagte es kürzer:

" Rechtschaffend gelebt, Tapfer gestorben."

Die strenge Redlichkeit und freundliche Menschenliebe des Feldmarschalls wurden von allen seiner Zeitgenossen anerkannt und gerühmt. Diese positiven Eigenschaften resultierten aus einem großen und edelmütigen Herzen. Der Umgang mit Offizieren und unterstellten Militärpersonen war stets höflich und zuvorkommend. Die eigene Würde war ihm stets heilig und er achtete auch diese der Anderen, indem er sie durch Freundlichkeit erhob. Stolz und Ehrgeiz waren gepaart mit Bescheidenheit. Seine Tapferkeit schien etwas Angeborenes gewesen zu sein, eine Grundsäule seines Daseins. Keiths Kaltblütigkeit und Ruhe wirkten besonders in kritischen Situationen als aufbauende Moralstütze, und flößten seinen Soldaten Mut und Zuversicht ein. Von der Richtigkeit seiner Handlungen war er stets überzeugt, aber fern von Eitelkeit und Prahlerei. Zeigte er doch weder Eifersucht, wenn andere gerühmt, noch Empfindsamkeit, wenn er getadelt wurde. Er übernahm für das, was er anordnete die uneingeschränkte Verantwortung.
Seine stolze, unbelastete und energievolle Ausstrahlung machte
ihn unter den Generälen Friedrichs, wo Ergeiz, Eifersüchteleien und Ränkespiele auf der Tagesordnung standen, zu einer etwas eigentümlichen Gestalt. Keith war ein Vertreter der Aufklärung. Er kannte keine bessere Hoffnung, als die der alten Preußen, die Besinnung auf altbewehrte Tugenden, auf Bescheidenheit, Disziplin, Ehrlichkeit, Fleiß, Gehorsam, Leistungsbereitschaft und Pflichtgefühl. Sein makelloser Charakter und seine bedingungslose Untergebenheit gegenüber dem König, waren Garant für das bis zum Tode anhaltende innige freundschaftliche Verhältnis mit dem
Monarchen.
Vor dem Lebensende konnte der General auf höchste
Auszeichnungen für seine Dienste zurückblicken. Die russische
Kaiserin, der schwedische König sowie Friedrich der Große wetteiferten mit Auszeichnungen, wertvollen Geschenken und dem Übertragen hoher Ämter. Es muss ihn sicherlich sehr bedrückt haben, dass sein Geburtsland ihm nur eine bescheidene Aufmerksamkeit geschenkt hat. Selbst die Kriegsgegner zollten dem Schotten Respekt und hohe Anerkennung.

250 Jahre sind seit dem Tode dieses Mannes, der sich selbst von Geburt als Schotte und durch Neigung und Pflicht als Preuße bezeichnete, verstrichen und die geistige und charakterliche Größe dieses Feldherrn ist nicht aus dem Bewusstsein der historisch Interessierten verschwunden. 4 Preußische Generäle und zu diesen gehört auch der schottische Preuße Jakob Keith, kehren 2009 als Bronzestatuen in das Zentrum Berlins zurück.

Wir in Hochkirch möchten in Keithscher Bescheidenheit mit einem schlichten Gedenkstein diesen hervorragenden Mann in Erinnerung behalten. Hoffen wir, dass unsere nachfolgenden Generationen diesen Stein als Zeugnis Hochkircher Geschichte annehmen und ehrend bewahren.