Zur Erinnerung an den Löbauer Bürger und Freiheitskämpfer 
Dr. Johann Friedrich Hohlfeld
zum 150. Todestag am 16.08.2011

www.loebaufoto.de/

Löbau, Brücknerring 2 - Löbauer Druckhaus
 

Der Sächsische Postillon wurde erstmals 1785 in Löbau, in der Bahnhofstraße 3? gedruckt.
Johann Friedrich Hohlfeld kauft 1832 die Druckerei von seinem Vater.
1839 erwirbt Hohlfeld das Haus am Schulgraben Nr. 204 (Brücknerring 2) und  nimmt wohl bald von hier
den Druck des Sächsischen Postillon auf.
Nach 1862 Verlag Hohlfeld & Witte.
Jubiläums-Denkschrift - 150 Jahre Sächsischer Postillon 1785 - 1935, von Dr. jur. Georg Witte in Löbau

 

Gedenktafel am Haus Löbau, Brücknerring 2
Bildnis-Quelle: 022 - Montage: P.Emrich

"Hier wirkte vor und während der Revolution 1848/49
Johann Friedrich Hohlfeld
geb. 1809 gest. 1861
Buchdrucker und Redakteur des "Sächsischen Postillion", Erwecker des demokratischen Gedankens in unserer Heimat. Sekretär der prov. sächs. Regierung während des Dresdner Maiaufstands 1849 und Abgeordneter des
Frankfurter Parlaments. Aus seinem Vaterland vertrieben, blieb er seiner demokratischen Gesinnung treu und
fiel im nordamerikanischen Sezessionskrieg im Kampf um die Aufhebung der Sklaverei.

 
Dr. med. Johann Friedrich Hohlfeld wurde am 10. August 1861 in der Schlacht bei Springfield, Jllinois
schwer verwundet und ist 5 Tage später verstorben
Quelle: 022
 
Autor: Arnd Krenz
Vor 150 Jahren geschehen: Ein Löbauer Patriot stirbt für ein freies Amerika -
In Gedenken an Dr. med. Johann Friedrich Hohlfeld 1809 - 18

Frei sein wollte er und eintreten für die Rechte aller Menschen auf dieser Welt. Dass jeder offen, erhobenen Hauptes und würdig leben könne, denn nichts hasste er mehr, wie er einmal nach Hause schrieb, als "Eigennutz, Selbstsucht und niederträchtige, kriechende Gesinnung".

 Und so war es kein Wunder, dass der mittlerweile in St, Louis lebende Deutsche, Dr. med. Johann Friedrich Hohlfeld, 1861 dem Ruf des US-Präsidenten Abraham Lincoln folgte, als es darum ging, die Einheit und Freiheit des Landes gegen die separatistischen Südstaaten zu verteidigen und der dortzulande selbstverständlichen und legalen Praxis der Sklavenhaltung endgültig den Garaus zu machen.

Er war nicht der einzige Deutsche, dem dieses amerikanische System unwürdiger Unterjochung verhasst war. Viele seiner Landsmänner, vor allem ehemalige in die USA geflohene Revolutionäre von 1848/49, wie Friedrich Hecker, Peter Joseph Osterhaus oder Adam Hammer, meldeten sich scharenweise in die Armee der Nordstaaten, sodass bereits Anfang Mai 1861 rund 10.000 Deutsche bei insgesamt 5 US-Freiwilligenregimentern unter Waffen standen.

 Dr. Hohlfeld, der mit 45 Jahren in den USA noch einmal Medizin studiert hatte, wurde dem 3. Missouri Volunteer Infantery Regiment (3. Missouri Freiwilligen Infanterie Regiment) des legendären Befehlshabers der Badischen Revolutionstruppen von 1849, Colonel Franz Sigel, als Arzt zugeteilt. Dieses Regiment hatte sich, die alten Traditionen pflegend, extra Uniformen nähen lassen, die an die Freischärler von 1849 erinnerten. Respektvoll nannte man sie die Sigel-Rifles (Sigel-Schützen), letztendlich auch deshalb, weil jeder von ihnen, als gäbe es nichts anderes, mutig und selbstlos sein Leben für die gute amerikanische Sache riskierte.

So auch Dr. Friedrich Hohlfeld, der dafür als Arzt und Kämpfer, getreu seiner schon 1848 geäußerten Überzeugung: "Die Freiheit kommt nicht ohne Kampf", seine ganze Person einsetzte.

 Neben vielen anderen Deutschen musste jedoch auch er sein überzeugtes Handeln letztendlich mit dem Wertvollsten bezahlen. Genau vor 150 Jahren, mitten im August, zerriss ihm in der Schlacht bei Springfield im Staate Illinois eine Granate die Hüfte.
Fünf lange Tage rang er zäh um sein Leben, bis ihn schließlich der Tod am 16. August 1861 von seinen Qualen befreite.

 Damit hatte sich das Leben eines Mannes, zu früh zwar - aber konsequent, vollendet, der im industriell aufstrebenden 19. Jahrhundert beharrlich gegen den Mief und die Beschränktheit überkommener partikular-absolutistischer Herrschaft kämpfte; der sich für die Ideale eines freien Bürgertums sowie für ein einiges, starkes und demokratisches Deutschland einsetzte.

Wir Löbauer haben darum allen Grund, uns immer wieder an diesen großen Bürger unserer Stadt zu erinnern,
ja sogar stolz auf ihn zu sein.

Er ist, als gebürtiger Posener, zugegeben kein hiesiger gewesen. Nichtsdestoweniger hat er rund 18 Jahre als Verleger des "Sächsischen Postillons" und der "Abendglocke" mit (wie der Rechtsanwalt Mosig von Aehrenfeld über ihn schrieb) "Freisinnigkeit, Witz und Ironie" frischen Wind in die Köpfe der Menschen gebracht. Hohlfeld tat dies trotz Pressezensur und ließ sich auch von ständigen Drangsalen der Obrigkeit nicht einschüchtern. Vor der Geschichte gilt er uns heute deshalb zu Recht als der geistige Führer der 1848´er Revolution in der Oberlausitz.

 Erinnern wir uns also in diesen Tagen auch an ihn, an einen aufrechten Löbauer Drucker und Zeitungsverleger, der für hohe Ideale sein Leben hingab - für Ideale, die uns Bürgern im vereinten Deutschland demokratischer Lebensalltag geworden sind.

 "Ich habe einfach nur als ehrlicher deutscher Mann meine Schuldigkeit gethan, weiter nichts."
(Johann Friedrich Hohlfeld in einem Brief an seine daheimgebliebene Ehefrau)